man war ja bisweilen krass drauf in seinen jugendjahren. diverse politiker haben schon geständnisse abgelegt. jetzt will ich das auch tun. ich habe ebenfalls nicht inhaliert und niemals vermummt zugeschlagen. ich war ein viel schlimmerer finger - ach was -hand, quatsch fuß. ich gestehe, dass ich das schlagzeug ganz arg malträtiert und ohrenbeleidigend bedient habe. schlimmer noch, ich spielte sogar in einer band, mehreren sogar.
legendär war eine kombo namens stahlwille. wir fabrizierten unglaubliche, bisweilen an disharmonie nicht zu übertreffende, kakofoische lärmorgien erster güte. unvergessen die nummer 'oi oi oi, i eat my car'. oberste maxime dieser band war, dass jeder von uns klangkünstlern eine andere nummer spielt, vorzugsweise von motörhead, black sabbath oder the exploited, während der keyboarder gleichzeitig seine tupperbox mit den käsebroten auf die tastatur legt und genüsslich mampft. das einzige konzert war nicht angekündigt und wurde nur von einem, mindestens hinterher tauben zuhörerseher verfolgt. einziger kommentar: "ihr steht auf velvet underground, stimmts?"
auf diese sehr experimetell expressionistische phase folgte eine weniger brachiale epoche im eher wavigen depro-indie sound der späten achziger jahre. wir hiessen god father meets the necrophags und vertrieben uns die sonntage beim proben im jugendhaus in kingho mit kajalstift an den augen, schwarzen klamotten und jeder menge kaffee.
ich war also musikalisch schon völlig versaut, hörte neben zappa auch spliff, siouxsie & the banshees oder joy division, oder auch mal eine arie von rainbow. jetzt konnte es also an die richtig schlimmen sachen gehen. wir waren ganz klassisch zu dritt und nannten uns rotzlöffel. wir spielten brachialpop mit deutschen texten, hatten einen winzigen fanclub, sogar fast mal eine goupie, und jede menge spaß im proberaum und auf den gigs quer durch die republik. unsere texte handelten von frühlingsgefühlen, theo waigels augenbrauen und holgers badewanne. wir waren im studio und bekamen sogar ein halbseidenes plattenangebot. trotzdem hat der zahn der zeit uns auseinanderdividiert. es war schwierig eine band zu betreiben, deren gitarrist und sänger in hamburg, deren bassist in aschaffenburg und deren schlagzeuger in erlangen wohnt.
doch das ist auch schon geschichte. die zukunft heißt: leute haltet euch die ohren zu, die rotzlöffel kehren zurück! sie werden auferstehen wie pompeji aus der asche. und zwar ziemlich genau an dem ort wie 1992. in der hohen lüneburger heide werden sie im kartoffelkeller ein musikfest feiern und einem auserwählten publikum einen bunten strauß ihrer melodien zum besten geben. zu ehren des fanclub vorstandes, der in diesem jahr einen runden geburtstag feiert. einen vorgeschmack können die jüngst im netz archivierten liedlein bieten. ja leck, das wird ein spaß!
29.1.08
Rotzlöffel 2.0
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7 Kommentare:
Besser kann man Stahlwille kaum beschreiben. Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass der Keyborder nebenbei gesungen hat, während er die Käsebrote mampfte.
Wieso Disharmonien? Ich habe noch eine goldene Schallplatte, die gab's nicht einfach sooo!
Vortreffliche Klänge! Meine Empfehlung an den Herrn vom Fanclub mit den angelegten Ohren.
..erinnert mich irgendwie stark an meine ebenfalls bisweilen sehr disharmonisierten und taktfreien band-erlebnisse..
@mq: gab es nicht sogar ein tondokument dieser legendären gesangsleistung?
@andie: immerhin war es die erste goldene schallplatte die für verstärkerbrummen verliehen wurde.
@opa: danke für die lorbeeren, empfehlungen werde ich weiterreichen
@map: wenn man seine eigene musik spielt macht man keine fehler.
Und wie war der Auftritt?
Gibt es ein Ton-Dokument?
Grüße
W.
@wedi
ja, es gibt tondokumente. zwar nicht von der party (davon gibt es einen film) aber wir wahnsinnsknaben konnten es uns nicht verkneifen noch mal eben schnell ins studio zu gehen ... wenn die sachen fertig sind kann ich dir mal was schicken.
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